China: Längere Zahlungsfristen dämpften den Anstieg der Zahlungsverzögerungen

Die Umfrage von Coface zum Zahlungsverhalten chinesischer Unternehmen zeigt, dass Lieferanten im Jahr 2024 bei Kreditverkäufen und längeren Zahlungszielen zunehmend vorsichtiger werden.

  • Unternehmen verlängerten im Allgemeinen ihre Zahlungsfristen, was zum Teil durch Risikominderungstools von Drittanbietern unterstützt wurde, die es den Lieferanten erleichtern, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen.
  • Dies half, den Anstieg der Zahlungsverzögerungen zu begrenzen, die nur leicht von 64 auf 65 Tage stiegen.
  • Die durchschnittliche Gesamtwartezeit (Zahlungsfrist + Zahlungsverzug) zwischen Lieferung und Zahlung stieg von 133 Tagen im Jahr 2023 auf 141 Tage im Jahr 2024. 
  • Von den befragten Unternehmen, die extrem lange Zahlungsverzögerungen (mehr als 180 Tage) erlebten, gab fast die Hälfte an, dass diese Verzögerungen mehr als 2 % des Jahresumsatzes ausmachten. Dieser Anteil lag deutlich über den 33 % im Jahr 2023 und deutet auf ein erhöhtes Risiko von Zahlungsausfällen hin.

Junyu Tan, Ökonom für Nordasien bei Coface, sagt

“Die Zahlungsfrist für chinesische Lieferanten verlängerte sich im Jahr 2024 aufgrund sinkender Unternehmenserträge – bedingt durch das verlangsamte Volumenwachstum vor dem Hintergrund einer schwachen Inlandsnachfrage – aber auch aufgrund des Preisdrucks in einem anhaltenden deflationären Umfeld.

Während die Lieferanten die durchschnittlichen Zahlungsfristen verlängert haben, ist eine zunehmende Vorsicht erkennbar, da weniger Unternehmen Verkäufe auf Kredit angeboten haben. Für 2025 erwarten 52 % der Befragten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, da die Konjunkturmaßnahmen der Regierung das Vertrauen der Unternehmen stärken könnten.

Dieser Optimismus könnte sich jedoch als übertrieben erweisen. Die Konjunkturmaßnahmen waren bisher relativ begrenzt, und die Preisrisiken für die Wirtschaftssektoren bleiben eine unmittelbare Herausforderung. Coface prognostiziert daher ein BIP-Wachstum von 4,3 % in China im Jahr 2025.”

 

Zahlungsverzögerungen1: Zunahme längerer Zahlungsziele 

Die Unternehmen verlängerten im Jahr 2024 ihre Zahlungsfristen, teilweise begünstigt durch Risikomanagementmaßnahmen Dritter. Die durchschnittliche Zahlungsfrist stieg von 70 Tagen im Jahr 2023 auf 76 Tage im Jahr 2024. Dadurch blieben die Zahlungsverzögerungen weitgehend stabil und erhöhten sich nur leicht von 64 auf 65 Tage. Der Anteil der Unternehmen, die von Zahlungsverzögerungen berichteten, sank deutlich von 62 % im Jahr 2023 auf 44 % im Jahr 2024.

Wird die Dauer der Zahlungsverzögerungen zu den Zahlungsfristen addiert, verlängerte sich die durchschnittliche Gesamtwartezeit zwischen Lieferung und Zahlungseingang, bekannt als Days Sales Outstanding (DSO), von 133 Tagen im Jahr 2023 auf 141 Tage im Jahr 2024.

Unter den Unternehmen mit extrem langen Zahlungsverzögerungen (über 180 Tage) gaben 50 % an, dass überfällige Zahlungen mehr als 2 % ihres Jahresumsatzes ausmachen. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 33 % im Jahr 2023 und signalisiert ein höheres Zahlungsausfallrisiko. Laut Coface-Erfahrungen bleiben 80 % solcher Forderungen uneinbringlich.

Nach Branchen betrachtet, hat die Holzindustrie die längsten Zahlungsfristen, was hauptsächlich auf die anhaltende Immobilienkrise zurückzuführen ist. Diese hat die Nachfrage nach Möbeln gedämpft und zu einem deutlich längeren Zahlungszyklus geführt. Gleichzeitig steht die Automobilindustrieunter Druck, da ein intensiver Rabattwettkampf zur Reduzierung der Lagerbestände die Händler finanziell stark belastet und zu erheblichen Engpässen führt. In der Baubranchesind die Zahlungsfristen weiterhin sehr lang, was auf anhaltende Liquiditätsprobleme in der Branche hindeutet.

 

Wirtschaftliche Aussichten: Anhaltende Überkapazitäten sorgen für weiterhin starken Wettbewerb

Die Unternehmen blicken optimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten 12 Monate – 52 % erwarten eine Verbesserung der Konjunktur im Jahr 2025.

Die  Pharmaindustrie  bleibt mit 83 % der optimistischste Sektor, was vor allem auf die anhaltend hohe Nachfrage durch eine alternde Bevölkerung zurückzuführen ist. An zweiter Stelle steht die Metallbranche (72 %), die auf wirtschaftliche Stimuli hofft. Diese Erwartung könnte jedoch zu optimistisch sein, da die anhaltend schwache Wohnungsbau-Nachfrage die reale Metallnachfrage weiterhin dämpfen könnte. Zudem könnten steigende Handelszölle zwischen den USA und China die Lage weiter verschärfen, insbesondere für Metalle wie Stahl und Aluminium, die bereits höheren Abgaben unterliegen.

Die Textilbranche bleibt der pessimistischste Sektor, auch wenn weniger Unternehmen als im Vorjahr eine Verschlechterung der Aussichten erwarten. Grund dafür könnte die Entlastung durch sinkende Rohstoffkosten sein, da für Baumwolle und Öl ein Preisrückgang prognostiziert wird.

Der starke Wettbewerb bleibt 2025 das größte Risiko für Unternehmen, da die anhaltende Überkapazität in China weiterhin eine große Herausforderung darstellt.
Als zweitgrößtes Risiko gilt die schwächelnde Nachfrage, insbesondere für exportorientierte Unternehmen, die unter einer möglichen zweiten Trump-Präsidentschaft mit verschärften Handelsbarrieren rechnen müssen. Unklar bleibt, ob staatliche Maßnahmen zur Stärkung der Binnennachfrage ausreichen, um den Rückgang der Exporte auszugleichen. Das anhaltende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage dürfte chinesische Unternehmen weiter zu aggressiven Preisstrategien zwingen, um ihre Verkaufszahlen zu stabilisieren.

Erfahren Sie mehr, indem Sie unsere vollständige Studie  herunterladen (PDF in englischer Sprache).

1 Zahlungsverzögerungen bezieht sich auf den Zeitraum zwischen dem Fälligkeitsdatum der Zahlung und dem Datum, an dem die Zahlung erfolgt, wie von unseren Befragten im Durchschnitt angegeben

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