Polen: Mehr Zahlungsverzug trotz verbesserter Wirtschaftslage

Sechs von zehn polnischen Unternehmen müssen 2024 länger auf ihr Geld warten und sind von Zahlungsverzug betroffen. Dies entspricht einem Anstieg von 11 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig hat das Wirtschaftswachstum in Polen dank der Erholung des Privaten Konsums wieder Fahrt aufgenommen. Zurückgegangen ist die Dauer von Zahlungsverzögerungen – sie liegt im Schnitt bei 46 Tagen. Das hat der Kreditversicherer Coface im Rahmen einer Studie zum Zahlungsverhalten in Polen ermittelt. Obwohl einige Branchen wie die Transport- oder die Textilwirtschaft weiterhin mit Herausforderungen kämpfen, ist der Ausblick auf 2025 vielversprechend.

60 Prozent der befragten Unternehmen in Polen geben an, in den letzten sechs Monaten Zahlungsverzögerungen erlebt zu haben – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 49 Prozent im Jahr 2023. „Bei der Befragung 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, berichteten noch über 90 Prozent von Zahlungsverzögerungen. Die Zahlungsmoral hat sich 2024 zwar gegenüber dem Vorjahr verschlechtert, ist jedoch noch deutlich besser als vor Corona", sagt Grzegorz Sielewicz Regional Chief Economist Central & Eastern Europe bei Coface. Der Blick auf andere europäische Volkswirtschaften relativiert das Ergebnis: In Deutschland berichteten zuletzt 78 Prozent und in Frankreich gar 85 Prozent der Befragten von Zahlungsverzug.

Transport - und Textilwirtschaft leiden

Die durchschnittliche Dauer von Zahlungsverzögerungen haben sich zu Gunsten der betroffenen Unternehmen entwickelt: Sie ist im Vergleich zu 2023 um zweieinhalb Tage gesunken und liegt 2024 bei 46 Tagen. Zwischen den verschiedenen Branchen gibt es erhebliche Unterschiede. So verzeichnet die Transportbranche mit 62 Tagen die längsten Verzögerungen, ein Anstieg von fast 18 Tagen gegenüber dem Vorjahr. Ebenso erlebt die Textil- und Bekleidungsindustrie mit 58 Tagen (+4 Tage) erhebliche Verzögerungen. „Diese langen Zahlungsverzögerungen beeinträchtigen die finanzielle Stabilität. Besonders Unternehmen, die stark auf ausländische Märkte angewiesen sind, wie etwa polnische Transportfirmen mit Ziel Westeuropa, sind betroffen“, erklärt Grzegorz Sielewicz.


Kurze Zahlungsfristen dominieren weiterhin die Geschäftspraktiken in Polen: 40 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf ein Zahlungsziel von weniger als 30 Tagen. Die durchschnittliche Zahlungsfrist über alle Branchen liegt bei 46 Tagen – ein Plus von vier Tagen gegenüber dem Vorjahr. Auch hierbei stechen die Transport- und die Textilindustrie heraus, denn beide Branchen bieten mit 62 Tagen bzw. 58 Tagen die großzügigsten Zahlungsziele an. Am frühesten bittet der Energiesektor zur Kasse, die durchschnittliche Zahlungsfrist beträgt 28 Tage.

Positiver Ausblick auf das Jahr 2025

Der wirtschaftliche Ausblick auf das kommende Jahr ist vielversprechend. Für 2025 prognostiziert Coface ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent gegenüber 2024. Dieser Aufschwung wird hauptsächlich durch Privaten Konsum und Investitionen in Sachanlagen getragen. Die polnischen Unternehmen blicken optimistisch auf ihre kurzfristigen wirtschaftlichen Perspektiven: Während 41 Prozent der Befragten für 2025 keine Veränderung erwarten, gehen fast 44 Prozent von einer Verbesserung aus. Die günstige Konjunktur dürfte auch zu einer Verbesserung der Rentabilität beitragen. Etwas jedes dritte Unternehmen (36 Prozent) rechnet damit, seine Rentabilität im kommenden Jahr steigern zu können. „Die Arbeitskosten nehmen nach wie vor einen erheblichen Anteil an den Betriebskosten ein. Die niedrigere Inflation mildert den Druck auf steigende Gehälter“, sagt Grzegorz Sielewicz.

Über die Umfrage
Die Befragung zur neunten Auflage der Coface-Studie zu Zahlungserfahrungen von Unternehmen in Polen wurde im Oktober 2024 durchgeführt. Insgesamt nahmen 336 Unternehmen aus zwölf Branchen an der Befragung teil..

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